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Zivildienst in Deutschland//Гражданская служба в Германии Der 2,5-millionste Zivi//2,5-миллионный альтернативщик
Wie war Dein Zivildienst? //Как прошла твоя гражданская служба?
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Zivildienst in Deutschland//Гражданская служба в Германии

Der 2,5-millionste Zivi//2,5-миллионный альтернативщик



Сейчас в Германии больше рабочих мест, чем отказников.


Vom Drückeberger in die Mitte der Gesellschaft: Heute gibt es mehr Stellen als Verweigerer. Markus Porada ist der 2,5-millionste Zivildienstleistende.

Markus Porada sagt, er stehe nun in der Pflicht, es ganz besonders gut zu machen, die nächsten neun Monate lang. Bei all dem Rummel um seine Person. Porada, 19, hat einen schönen Arbeitsplatz: In der Stuttgarter Jugendherberge, auf einem Hügel mit Blick auf die Stadt, wird er seinen Zivildienst machen.

Zum Arbeitsbeginn gab es ein kleines Buffet, viele Grußworte und dazwischen etwas Musik der Gruppe Sollbruchstelle. Markus Porada ist der 2,5-millionste Zivildienstleistende der Bundesrepublik Deutschland.

In der Stuttgarter Jugendherberge tragen alle Zivildienstleistenden ein schwarzes Hemd und Krawatte. Das dürfte sonst eher die Ausnahme sein, aber Jens Kreuter, der Bundesbeauftragte für den Zivildienst, sagte zum Jubiläum, die Zivildienstleistenden hätten sich in den vergangenen Jahrzehnten von als "Drückerberger" Beschimpften in die Mitte der Gesellschaft vorgearbeitet.

1961 wurde der erste Zivildienstleistende anerkannt, in den kommenden Jahrzehnten stieg die Zahl der Wehrdienstverweigerer stetig, bis auf 13.000 im Jahr 2003. Mit der Verschärfung der Musterungskriterien sank sie wieder, in diesem Jahr werden 88.000 Zivildienstleistende ihren Dienst antreten, zur Bundeswehr werden nur 68.000 Jugendliche eingezogen.

In seinem Abiturjahrgang würden etwa 25 junge Männer verweigern, nur zwei gingen zum Bund, sagt der Zivildienstleistende Porada. "Das ist nicht so populär." An Hauptschulen ist die Relation eher umgekehrt, auch soziale Herkunft und der Bildungsgrad bestimmen die Entscheidung zwischen Bundeswehr und Verweigerung. Erst seit vier Jahren dauern beide Dienste gleich lang, davor mussten Zivildienstleistende etwa ein Drittel länger arbeiten.

Mittlerweile gibt es weit mehr Stellen als Zivildienstleistende, die Auswahl ist groß, der Ersatzdienst kann auch im Ausland abgeleistet werden. Die meisten jungen Männer würden sich für die Arbeit mit kranken und behinderten Menschen entscheiden, sagt der Bundesbeauftragte Kreuter.

Auch Fahrdienste seien sehr beliebt. Vom Zivildienst profitieren aus seiner Sicht beide Seiten. Der Zivildienst sei "ein Beitrag zu mehr Wärme und Menschlichkeit in der Gesellschaft". Und für viele junge Menschen auch "die erste Erfahrung in einem strukturierten Arbeitsumfeld".


JETZT.DE

19.02.2008 

Wie war Dein Zivildienst? //Как прошла твоя гражданская служба?

Geschichten aus der Pflege //Истории из дома престарелых


Раньше было не лучше, а хуже. Во всяком случае, для альтернативщиков. Служба шла 13 месяцев, а то и больше. А от службы отклониться было нельзя, так как брали практически всех.


Früher war nicht alles besser, sondern schlechter. Für Zivis auf jeden Fall. Da dauerte der Dienst noch 13 Monate oder noch länger. Und drücken konnte man sich auch nicht, weil fast jeder genommen wurde.

Lust hatten nur die, die sowieso Sozialpädagogik studieren wollten oder eine Karriere bei der Caritas anstrebten. Trotzdem erinnert sich jeder eigentlich ganz gerne an die Zeit. Weil, nachdem die Anfangshemmungen überwunden waren, einem die Kranken, Alten, Kinder und Verrückten ans Herz wachsen. So sehr, dass man Ende seines Dienstes denkt: Zivi sollte jeder machen.

Wie war’s bei Dir?


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von Thomas Ludwig

11.08.2008 

Diskussion um Wehrpflicht //Дискуссия о воинской обязанности


В странах, с обязательной воинской или альтернативной гражданской службой, более слабая экономика и темпы ее роста меньше, чам в странах с добровольной профессиональной армией.

Wehrpflicht kostet Wirtschaftswachstum//Воинская служба негативно отражается на экономическом росте


Länder mit Wehrpflicht und Zivildienst haben eine niedrigere Wirtschaftsleistung und ein niedrigeres Wachstum als Länder mit einer Freiwilligenarmee und professionellen Sozialdiensten. Das Ergebnis der internationalen Studie könnte der Debatte um die Wehrpflicht in Deutschland neue Impulse verleihen.

DÜSSELDORF. Jährlich kostet die Wehrpflicht eine entwickelte Volkswirtschaft etwa einen Viertel-Prozentpunkt Wirtschaftswachstum. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Forschergruppe, die die Daten von 21 OECD-Ländern mit und ohne Pflichtdienst für den Zeitraum von 1960 bis 2000 empirisch unter die Lupe genommen hat. Bezogen auf das deutsche Bruttoinlandsprodukt 2007 wären dies rund sechs Mrd. Euro.

„Die Wehrpflicht unterbricht den Prozess der Humankapitalbildung“, sagt Andreas Wagener, Volkswirt an der Universität Hannover und Mitautor der Studie. „Das hat langfristig Konsequenzen.“

Angesichts des konjunkturellen Abschwungs könnte die Studie „Military Draft and Economic Growth in OECD Countries“ des Helsinki Centers of Economic Research die Debatte um die Wehrpflicht in Deutschland neu befeuern – auch wenn von deren Abschaffung kaum kurzfristige Konjunkturimpulse zu erwarten wären. Zwar ist Deutschland in der Studie wegen Datenproblemen im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung nicht vertreten; die Forscher gehen aber davon aus, dass die negativen Effekte auch hierzulande wirksam sind.

Tatsächlich verabschieden sich in Europa immer mehr Länder vom militärischen Pflichtdienst (siehe Karte). Erst vor wenigen Tagen hat die polnische Regierung beschlossen, in diesem Herbst zum letzten Mal junge Männer zum Dienst an der Waffe einzuziehen. Ein gut ausgebildeter und ausgerüsteter Berufssoldat sei mehr wert als Dutzende Wehrpflichtige, die zum Dienst gezwungen würden, sagte Premier Donald Tusk.

„Aufs Leben hochgerechnet haben Pflichtdienstleistende systematisch niedrigere Einkommen. Das überträgt sich auf der makroökonomischen Ebene langfristig in substantielle Einbußen bei Einkommen und Wachstum einer Gesellschaft“, heißt es in der Studie. Deshalb sei die Wehrpflicht eine unnötig kostspielige Art und Weise, Soldaten für das Militär zu rekrutieren. Für ein Jahrzehnt gehen die aus den USA, Deutschland und Finnland stammenden Forscher davon aus, dass der negative Effekt auf das Wachstum zwischen 4,3 und 4,6 Prozentpunkten liegt. Ihr Fazit: „Staaten wären schlecht beraten, an der Wehrpflicht festzuhalten.“

In Deutschland dauert die Diskussion an. Während sich die Union zur Wehrpflicht bekennt, fordern FDP und Grüne ihre Abschaffung. Die SPD will an dem im Grundgesetz verankerten Wehrdienst grundsätzlich festhalten, aber nur noch Freiwillige einziehen.

Sowohl Gegner als auch Befürworter der allgemeinen Wehrpflicht führen Kosten als Argument für ihre jeweilige Sichtweise ins Feld. So kam der heutige Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe, in seiner ehemaligen Funktion als Vorsitzender des Verteidigungsausschusses 2004 in einer Modellrechnung zu dem Ergebnis, eine Berufsarmee sei rund 3,5 bis sieben Mrd. Euro teurer als die derzeitige Armee. Das ist die betriebswirtschaftliche Sicht auf den Sachverhalt. Volkswirte argumentieren anders.

Die volkswirtschaftlichen Kosten einer Wehrpflichtarmee bestehen unter anderem darin, dass die Wehrpflicht zum Verlust mindestens eines Jahresgehaltes der betroffenen jungen Männer führt. Damit ist ein entsprechender Ausfall an Kaufkraft, Steuern und Sozialabgaben verbunden. Verloren geht dabei nicht das niedrige erste Jahresgehalt, welches später nachgeholt wird, sondern das erheblich höhere letzte Jahresgehalt.

Derzeit rekrutiert die Bundeswehr jährlich mehr als 100 000 Männer als Grundwehrdienstleistende. Sie werden nicht marktüblich entlohnt; vielmehr erhalten sie einen geringen Sold. Deshalb, rechnen Experten vor, entsprechen die von der Bundeswehr ausgewiesenen Personalkosten nicht den tatsächlichen volkswirtschaftlichen Kosten.

Klaus Zimmermann, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) spricht in diesem Zusammenhang von „Opportunitätskosten der Dienstleistenden“. Das sind jene Kosten, die dadurch entstehen, dass die jungen Männer nicht in der volkswirtschaftlich günstigsten Position wirken. Derlei Kosten seien also zu den reinen Personalkosten hinzu zu rechnen. Fazit des DIW: Aus ökonomischer Sicht sei die Berufsarmee einer Wehrpflichtarmee vorzuziehen, denn: „Sie ist volkswirtschaftlich kostengünstiger und ordnungspolitisch sinnvoller.“


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13.07.2008 

von Thomas Ludwig

Ökonomische Wochenschau