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Сайт www.n-ost.de, 03.07.2009, von Edda SCHLAGER, KONGRESS DER WELTRELIGIONEN
Информационное агентство Kathweb (Австрия), 03.07.2009, KASACHSTAN: EIN AUTORITДRER WEG IN RICHTUNG DEMOKRATIE
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Сайт www.n-ost.de, 03.07.2009, von Edda SCHLAGER, KONGRESS DER WELTRELIGIONEN


Kasachstan richtete zum dritten Mal einen Kongress der Weltreligionen aus und will sich so als internationaler Friedensstifter profilieren

(n-ost) – Ein kleiner Eklat störte die friedlichen Bekundungen auf dem „Kongress der Weltreligionen“, der am 1. und 2. Juli zum dritten Mal in der kasachischen Hauptstadt Astana abgehalten wurde: Während der israelische Präsident Schimon Peres seine Grußansprache hielt, stürmte die iranische Delegation aus dem Saal. „Wir sind hergekommen, um religiöse Führer zu hören,“ so Mehdi Mostafavi, ehemaliger iranischer Vize-Außenminister. „Und Peres ist kein religiöser Führer, sondern ein Mann der Gewalt.“

Die linientreue kasachische Presse ignorierte des Vorfall weitgehend, sollte doch das Bild von der hochrangig besetzten, internationalen Konferenz nicht gestört werden. Über 500 Vertreter aller wichtigen Weltreligionen aus 35 Ländern folgten der Einladung Kasachstans. Sie trafen sich im „Palast des Friedens und des Einverständnisses“, einer futuristischen Pyramide, von Stararchitekt Sir Norman Foster für das neue Stadtzentrum der kasachischen Hauptstadt Astana entworfen.

„Ich komme aus dem Nahen Osten und daher ist es mir eine besondere Freude, hier in einer Pyramide zu sitzen – ein besseres Symbol als der Turm zu Babel, der für das Nichtverständnis unter den Menschen steht,“ würdigte der israelische Präsident Schimon Peres den Veranstaltungsort. Peres nutzte die Gelegenheit aber auch, um den saudi-arabischen König Abdullah aufzurufen, sich mit ihm in Jerusalem oder Riad zu treffen, um den Nahost-Friedensprozess voranzubringen. Auch Kasachstan käme als Ort eines solchen Treffens in Frage, so Peres. Der saudi-arabische König hatte eine israelisch-arabische Friedensinitiative angeregt, an der sich Israel und alle 75 arabischen Staaten beteiligen sollten.

Unter den Teilnehmern des Kongresses der Weltreligionen waren Vertreter der verschiedenen christlichen Konfessionen – Katholiken, Russisch-Orthodoxen und Protestanten – sowie Angehörige des Islams, des Judentums und östlicher Religionen, wie dem Hinduismus, Buddhismus oder Taoismus. Ziel der Zusammenkunft sei es, so der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew, „die Rolle religiöser Führer beim Aufbau von Toleranz, gegenseitigem Respekt und Zusammenarbeit“ zu diskutieren. Kasachstan wolle damit seinen Beitrag zum interreligiösen Dialog leisten, so Nasarbajew.

Gerade Kasachstan sei eines der besten Beispiele dafür, dass verschiedene Konfessionen und Nationalitäten friedlich miteinander in einem Land leben könnten. Die Ex-Sowjetrepublik Kasachstan ist Heimat für Angehörige von über 130 Ethnien und ethnischen Gruppen. Neben Kasachen und Russen leben dort Uiguren, Tataren, Türken, Chinesen, Deutsche und Koreaner.

Etwa 47 Prozent der Einwohner Kasachstans sind Muslime, 46 Prozent Christen, ein Prozent Juden, sechs Prozent gehören anderen religiösen Gemeinschaften an. In den letzten Jahren hat die Bedeutung von Religion im seit 1991 unabhängigen Kasachstan stark zugenommen. Allein die Zahl der Moscheen ist in Kasachstan seit der Unabhängigkeit von knapp 70 auf über 3.000 angewachsen. Auch die russischorthodoxe Kirche, unter Russen die stärkste Konfession, erlebt einen

starken Zulauf.

Die katholische Kirche jedoch habe durch die starke Abwanderung von deutschstämmigen Kasachen viele Mitglieder verloren. Noch rund 200.000 Deutsche leben in Kasachstan, ein Drittel von ihnen gehöre katholischen Gemeinden an, so der Erzbischof von Kasachstan, Thomas Peta, selbst gebürtiger Pole. „Doch egal welcher Religion oder Konfession sie angehören,“ so Peta, „ich würde nur fünf Prozent aller

Bewohner Kasachstans als praktizierende Gläubige bezeichnen.“

In ihrer Abschlussnote sprachen sich die Teilnehmer des Dritten Kongresses der Weltreligionen für den interreligiösen Dialog aus. „Gemeinsame moralische Werte vermeiden und lösen interreligiöse und interkonfessionelle Konflikte. Und interreligiöser Dialog selbst hilft, Stereotype, Vorurteile und religiöse Konflikte zu vermeiden.“ Der vierte Kongress der Weltreligionen soll im Jahr 2012 erneut in Astana stattfinden.

Информационное агентство Kathweb (Австрия), 03.07.2009, KASACHSTAN: EIN AUTORITДRER WEG IN RICHTUNG DEMOKRATIE


Mit dem Dritten Weltkongress der Religionen, der am Donnerstag in der kasachischen Hauptstadt Astana zu Ende gegangen ist, ist es Prдsident Nursultan Nasarbajew einmal mehr gelungen, die internationale Reputation fьr sein Land ein wenig zu stдrken. Der 69-jдhrige Kasache regiert autoritдr, fдhrt aber einen moderaten Kurs in Richtung Demokratie. Laut internationalen Beobachtern und auch Teilnehmer hat der heurige Kongress wesentlich mehr internationale Aufmerksamkeit erzielt als dies noch vor drei Jahren beim zweiten Kongress der Fall gewesen war. 77 Delegationen, die alle groЯen Weltreligionen reprдsentierten, waren vom 1. bis 2. Juli nach Astana gekommen. Das kasachische TV konnte jedenfalls gar nicht genug Bilder von Journalisten und internationalen Medienleuten im "Palast fьr Frieden und Versцhnung" in Astana zeigen.

Prдsident Nasarbajew kann jede positive Publicity dringend brauchen, denn 2010 wird sein Land den OSZE-Vorsitz ьbernehmen. Dass mit Kasachstan erstmals ein Land mit muslimischer Mehrheit den Vorsitz ьbernimmt, macht die Sache noch brisanter. Im Vorfeld hagelt es neben Vorschusslorbeeren auch viel Kritik. Beispielsweise wegen der Verhaftung des kritischen Journalisten Ramasan Jesergepow Anfang Jдnner 2009 in Almaty, der geheime Dokumente verцffentlich haben soll. Das brachte Kasachstan nicht nur die Schelte zahlreicher Menschenrechtsorganisationen sondern gar der OSZE selbst ein. Zugleich meinte der Vizedirektor des OSZE-Zentrums fьr Konfliktprдvention, Paul Heyman, aber auch, dass er zuversichtlich nach vorne blicke, dass Kasachstan in Belangen der Menschenrechte deutliche Fortschritte bis 2010 machen werde.

Ein Vorbild an Parteienvielfalt ist das Land bis jetzt auch noch nicht. Bei den letzten Wahlen 2007 schaffte nur die Regierungspartei "Nur Otan" (Strahlendes Vaterland) den Einzug ins Parlament. Alle anderen Parteien scheiterten an der vielfach kritisierten hohen 7-Prozent-Hьrde. Die Regierung stellte hier aber eine Gesetzesдnderung in Aussicht und im Februar diesen Jahres unterzeichnete Prдsident Nasarbajew ein Gesetz, wonach die zweitgereihte Partei ebenfalls Parlamentssitze bekommt, auch wenn sie an der 7-Prozent-Hьrde scheitert. Die nдchsten Wahlen stehen allerdings erst 2012 an.

Kritik an prдsidialer Medienkonzentration

Was die kasachische Medienlandschaft betrifft, hat sich die internationale Kritik vor allem auf die Konzentration der Medien in Hдnden der Prдsidentenfamilie eingeschossen. Laut einem Bericht der US-Organisation "Freedom House" ist der politische Einfluss auf die Medien 2008 sogar gestiegen, oppositionelle Internetseiten wurden geschlossen.

Sorgen bereitet auch ein vor wenigen Tagen vom kasachischen Parlament verabschiedetes Gesetz, wonach Internetseiten nun anderen Medien gleichgestellt sind, damit gilt fьr sie nun auch das gleiche Straf- und Zivilrecht. Das betrifft auch alle Chats oder Blogs. "Fьr das Internet muss es Regelungen geben, sonst werden wir die historische Erfahrungen Moldawiens wiederholen" zitierte die Nachrichtenagentur "Nowosti-Kasachstan" den Vorsitzenden der kasachischen Behцrde fьr Informatisierung und Telekommunikation, Kuanyschbek Jessekejew. Dieser meinte damit die durch Internet-Netzwerke wie "Twitter" oder "Facebook" organisierte Massenkundgebungen und Unruhen nach den Parlamentswahlen Ende April in Moldawien.

Nachholbedarf bei Religionsfreiheit

Auch was die Religionsfreiheit betrifft, hat Kasachstan lдngst noch nicht westlichen Standard erreicht, ist den ьbrigen zentralasiatischen Staaten aber zumindest meilenweit voraus. Die kasachische Verfassung definiert das Land als sдkularen Staat, der Religionsfreiheit garantiert. Staat und Religion sind strikt getrennt. Religionsunterricht in Schulen ist daher beispielsweise undenkbar, jede Religionsgemeinschaft kann aber ihren eigenen Unterricht abhalten. So unterhдlt die orthodoxe Kirche ihre traditionellen Sonntagsschulen und die Muslime haben im ganzen Land eine Universitдt und vier hцhere Lehranstalten eingerichtet, in denen die Imame ausgebildet werden.

Die staatliche Registrierung von Religionsgemeinschaften ist gesetzlich vorgeschrieben. Das Gesetz sieht auch ein "Komitee fьr religiцse Angelegenheiten" vor, das als Schnittstelle zwischen Religionsgemeinschaften und Staat dient. Es ist dem Justizministerium unterstellt und ist u.a. auch fьr die Registrierung der Religionsgemeinschaften zustдndig. Die Regierung gewдhrt religiцsen Einrichtungen steuerliche Vorteile und stellt auch Grundstьcke zum Bau von Kirchen Moscheen oder Synagogen zur Verfьgung. Allerdings haben die Behцrden umgekehrt auch das Recht, die Religionsgemeinschaften zu ьberprьfen. Im Gesetzt zur Abwehr extremistischer Aktivitдten wird definitiv festgehalten, dass das Komitee die Aktivitдten der Religionsgemeinschaften "studieren" und "analysieren" soll.

Besonders rasch gehen kirchlich/religiцse Bauvorhaben ьber die Bьhne, wenn Prдsident Nasarbajew persцnlich dahinter steht, so wurde etwa die neue Synagoge in Astana auf seine Initiative hin errichtet. Werden die Kirchen etwa von sich aus vorstellig, kann die kasachische Bьrokratie aber durchaus ihre Zдhne zeigen, wie am Rande des Kongresses hinter vorgehaltener Hand zu hцren war. Trotzdem wurden die Vertreter der Kirchen und anderen Religionen nicht mьde zu betonen, dass es im Land im GroЯen und Ganzen tatsдchlich Religionsfreiheit gibt. - Und sie atmen erleichtert auf, dass ein vom kasachischen Parlament beschlossenes neues Religionsgesetz, das schдrfere Bestimmungen vorgesehen hatte, vom kasachischen Verfassungsgericht kьrzlich als verfassungswidrig abgelehnt wurde.

Die Religiositдt des Prдsidenten

Mit der persцnlichen Religiositдt des Prдsidenten hat die gewдhrte Religionsfreiheit und das Bemьhen um den interreligiцsen Dialog allerdings eher wenig zu tun. Wie der britische Nasarbajew-Biograf Jonathan Aitken im Gesprдch mit "Kathpress" betont, sei Nasarbajew sicher nicht tief religiцs, aber er habe erkannt, dass die friedliche Zukunft seines Landes ganz wesentlich vom Miteinander der Religionen und Kulturen abhдngig ist. Bei rund 130 verschiedenen Nationalitдten und 46 registrierten Religionsgemeinschaften wird die Vehemenz des Prдsidenten verstдndlich, mit der er seine Projekte fьr mehr Toleranz und gegenseitiges Verstдndnis vorantreibt.

Legendдr ist bereits Nasarbajews Osteransprache 2007 im nationalen Fernsehen, in der er die Regeln der Toleranz in der Kasachischen Republik festlegte. So kцnne man das islamische Opferfest, das christliche Osterfest und weitere religiцse Feiertage friedlich nebeneinander feiern, "weil ein Gott der Grund aller Menschen ist", betonte Nasarbajew.

Von den etwas mehr als 15 Millionen Kasachen gehцren nach offiziellen Schдtzungen knapp die Hдlfte dem sunnitischen Islam an, etwas geringer ist die Zahl der Christen. Wenn der GroЯmufti von Kasachstan, Absattar Hadzhi Derbisali, von mehr als 70 Prozent Muslimen im Land spricht, dьrfte das eher einem Wunschdenken entspringen, die stдrkste Religion ist der Islam im Land aber doch auf jeden Fall. Das hindert die kasachische Regierung aber nicht daran, einen politischen Kurs zu fahren, der sich von anderen muslimischen Regierung durchaus unterscheidet.

Um gute diplomatische Beziehungen bemьht

Ehrengast beim Dritten Kongress der Weltreligionen war der israelische Ministerprдsident Shimon Peres, der zugleich einen Staatsbesuch in der zentralasiatischen Republik absolvierte, sehr zum Дrger des Iran. Kasachstan war auch - wenn auch mehr symbolisch mit einer nur 30 Mann starken Einheit - bis 2008 militдrisch im Irak engagiert.

Prдsident Nasarbajew ist um gute Beziehungen zu allen Staaten bemьht. So nahm Kasachstan auch bereits 1992 - ein Jahr nach der Unabhдngigkeit - diplomatische Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl auf. 1998 unterzeichneten beide Seiten ein Konkordat, in dem der katholischen Kirche in Kasachstan groЯe Freiheiten fьr die Arbeit im Sozial-, Erziehungs-, Gesundheits- und Caritas-Bereich zugesichert wurden. Die Kirche bekam damit auch Zugang zu den Medien und die Mцglichkeit eingerдumt, Gefangene seelsorglich zu betreuen. Das Konkordat war damals das erste seiner Art, dass zwischen dem Vatikan und einem Land der frьheren Sowjetunion abgeschlossen wurde.

Ein Kuriosum am Rande: Der bisherige kasachische Botschafter beim Heiligen Stuhl wurde im Februar dieses Jahres zum Chef des neu gegrьndeten Auslandsgeheimdienstes ernannt. Nicht in Erfahrung zu bringen war allerdings, ob das Thema beim Treffen des Prдsidenten mit Kardinal Jean-Louis Tauran, dem Leiter der Vatikan-Delegation, am Rande des Kongresses der Weltreligionen zur Sprache kam.

Jonathan Aitken zeigte sich jedenfalls davon ьberzeugt, dass die vielen persцnlichen Gesprдche zwischen den Religionsfьhrern wie auch jenes zwischen dem Kasachischen Prдsidenten und dem Kurienkardinal in ihrer Gesamtheit den Kongress schon zu einem Erfolg machten. Letztlich seien die zwei Tage sichtlich mehr gewesen als eine bloЯ gelungene PR-Aktion fьr Kasachstan und Nursultan Nasarbajew.